Meine Wunschliste für Opera 10

Seit gestern ist er draußen – released. Der schnellste Browser der Welt hat eine Versionsnummer zugelegt: Opera 9.5 ist zum offiziellen Download freigegeben. Und das Warten hat sich gelohnt. Die Entwickler von Opera haben auch dieses Mal ganze Arbeit geleistet.

Mit der Version 9.5 kommt eine neue Rendering-Engine, der Core-2 oder auch Kestrel genannt. Mit Kestrel soll sich nicht nur die Anzeigegeschwindigkeit des Browsers erhöhen sondern auch die neusten Webtechniken beherrscht der Kestrel-Kernel. So bestand der Opera 9.5 als erster Browser der Welt den neuen Acid-3 Test mit 100 von 100 möglichen Punkten. (Nachtrag: dabei handelte es sich um eine frühe Entwicklerversion. Die aktuell vorliegende Version 9.51 erreicht nur 83 Punkte.) Acid ist eine Test-Suite, um die unterschiedlichen Fähigkeiten eines Browsers ermitteln zu können. Der neuste Ableger, Acid-3, legt den Focus auf die neuen CSS3-Selektoren, DOM3-Events und das ECMAScript.
Doch nicht nur bei den neusten Webtechniken kann der neue Opera punkten. Auch in Punkto Bedienbarkeit wurde nochmals kräftig zulegt. So wurde die URL-Eingabezeile zur Quick-Find-Bar umfunktioniert. Tippt man in diese Zeile ein Teil eines Wortes, sucht Opera automatisch in der URL-Liste, in der Favoriten-Liste und im gesamten Text der besuchten Webseiten nach dem entsprechenden Wort. Diese Aufgabe erledigt er rasend schnell, so dass man diese Funktion bereits nach der ersten Eingabe nicht mehr missen möchte. Auch am Thema Sicherheit wurde gearbeitet. Die Fraud-Protection leitet alle HTTPS-URLs an den Opera-Server weiter, um sie dort auf ihre Echtheit zu überprüfen. Spamseiten oder Internetseiten mit Malware an Board werden auf diese Weise zentral registriert und jedem Besucher per Warnung in einem Fenster angezeigt. Und zu guter Letzt hatten die Opera-Entwickler auch den mobilen Einsatz im Blick. ‚Opera-Link‚ synchronisiert auf allen persönlichen Opera-Browsern die Lesezeichensammlung, in dem alle Bookmarks zentral bei Opera im eigenen Online-Profil gespeichert werden.

Nun aber zu meiner Wunschliste für die nächste Version von Opera, Codename Peregrine:

  • E-Mail Client mit LDAP-Unterstützung.
    LDAP heißt Lightweight Directory Access Protocol und meint ein Protokoll zur Kommunikation zwischen E-Mailprogramm und Server, um Daten auszutauschen. Konkret geht es bei LDAP vorrangig um Namen und E-Mailadressen. In Unternehmen werden diese Daten zentral auf einem LDAP-Server hinterlegt, und jeder LDAP-fähige E-Mail-Client sucht ad hoc bei Eingabe im eigenen Programm auf dem Server nach den Daten. Auf diese Weise gelangt man auch an Adressen, welche man nicht in seinem persönlichen Adressbuch gespeichert hat. Wieso der Mail-Client von Opera diese einfach zu integrierende Funktion immer noch nicht hat, ist mir ein Rätsel.
  • Formulareingaben merken.
    Der Firefox kann es, der Internet Explorer merkt es sich ebenfalls. Was man in diesen Browsern irgendwann einmal in ein Formularfeld eingegeben hat, vergessen diese Browser nicht mehr. Dies ist besonders hilfreich bei Suchmaschinen-Eingabemasken, um wiederkehrende Suchanfragen nicht immer neu eingeben zu müssen. Oder aber auch bei selten besuchten Internetseiten kann ein solches „Gedächtnis“ hilfreich sein. Für Opera wäre es eine sehr begrüßenswerte Erweiterung, welche einem viel Arbeit abnehmen würde.
  • Besseres Content-Blocking
    Opera unterstützt bereits seit einiger Zeit das Unterdrücken von ungewünschten Inhalten. Hauptsächlich wird diese Funktion dazu genutzt, Werbung bzw. Bilder und Flash-Animationen zu blockieren. Die Handhabung ist allerdings sehr kompliziert und mit unter auch nicht immer erfolgversprechend. Bilder und Flash-Elemente lassen sich einfach mit der Maus anklicken, schon sind sie in der Liste der zu blockierenden Elemente. Schwieriger wird es hingegen, wenn ganze Seitenelemente (DIV-Layer, Iframes oder dergleichen) blockiert werden sollen. Dies funktioniert beim Content-Blocking von Opera nur, wenn die Elemente nicht auf dem selben Server liegen wie die aufzurufende Seite selbst. Und manchmal muss man auch sich im Quelltext der Seiten umschauen, um entsprechende Script-Aufrufe ausfindig zu machen, nur um sie danach händisch in die Liste der zu blockierenden Inhalte einzutragen. Nein, das ist nicht nur kompliziert, das ist auch schlecht gemacht. Nachbesserung tut hier bei Opera dringend not.
  • Rechtschreibprüfung in jedem Formular
    Opera beherrscht die Überprüfung der Rechtschreibung. Allerdings nur im E-Mail-Client und auch nur dann, wenn Aspell auf dem selben Rechner installiert wurde. Unter Linux ist dies keine Nachfrage wert, da hier Aspell bereits mit der Grundkonfiguration installiert wird. Unter Windows hingegen verzichtet man schnell auf den Luxus einer Rechtschreibkontrolle, da hier etliche Klicks notwendig sind. Auch wäre es von Vorteil, wenn die Überprüfung der getippten Texte nicht nur bei E-Mails möglich wäre. Browser entwickeln sich dank Blogs, Foren, Online-Accounts immer mehr zur zentralen Kommunikationsplattform. Die korrekte Schreibweise von Texten ist nicht nur ein Zeichen von Respekt vor dem Gegenüber sondern auch Bestandteil einer funktionierenden Gesellschaft. Mnches läst sich auch bei kapuddem Deutsch lesn, doch schön sieht anders aus.
    Dass dieses Thema nicht ganz unrelevant ist, zeigt ein Blick zur Konkurrenz. Für den Firefox gibt es das deutsche Add-On „Deutsches Wörterbuch“, welches wöchentlich mehr als 45.000 Mal und insgesamt bereits mehr als 6,6 Millionen Mal herunter geladen wurde.

Opera ist ein flink zu bedienender Browser mit vielen interessanten und nützlichen Funktionen. Auch in Punkto Darstellungsgeschwindigkeit und Unterstützung neuster Internettechniken steht er an der Spitze der verfügbaren Alternativen. Doch an manchen Stellen hinkt er um etliche Jahre hinterher. Die oben aufgezählten Kritikpunkte sind meiner Einschätzung sogar wichtig, um endlich mehr Marktanteile zu erhalten. Denn nur ein Browser, welcher auf die direkten und indirekten Bedürfnisse von vielen eingeht, kann eine wachsende Anhängerschaft verzeichnen. Opera ist ein feiner Browser für eine feine Minderheit. Hoffen wir als eingefleischte Opera-Fans, dass mit Peregrine endlich die Hausaufgaben erledigt werden, bevor noch eine größere Featuritis den norwegischen Browser überrollt.

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